Welpenspielstunden - Pro und Contra
Ob man mit seinem Welpen eine Spielgruppe besucht oder nicht, ist letztendlich jedem selbst überlassen.
Positiver Aspekt einer Welpenspielgruppe, sofern richtig geführt, ist, dass der Welpe durch das Spiel mit Gleichaltrigen sein Sozialverhalten stärkt bzw. weiter ausprägt. Ist der Welpe aber schon in der Kinderstube beim Züchter sehr derb zu seinen Geschwistern und hat bei den Rangeleien stets die obere Position, so würden wir ganz von einer Welpenspielgruppe abraten, da unser Rambo nur lernen würden, dass das Umnieten anderer Artgenossen okay und ganz normal ist. Solche Welpen haben ein so stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein, dass eine Spielgruppe kontraproduktiv sein kann. In dem Fall raten wir lieber auf eine Spielgruppe zu verzichten und erwachsene Spielkameraden hinzu zu ziehen.
Viel wichtiger, als der Besuch einer Welpengruppe, ist die soziale Prägung, die man fernab solcher Gruppen durchführt: man sollte so früh wie möglich den Vierbeiner an verschiedene Situationen und Umweltreize heranführen, wie das Besuchen des Bahnhofs, Innenstadtspaziergänge, Leinenführigkeit, Laufen an einer stärker befahrenen Straße, Vorübergehen an einer Schule während der Pausenzeiten, Schwimmausflüge oder der Besuch in Cafés oder Restaurants. Auch das Warten im Auto (am besten in einer Transportbox, dann ist unser Welpe und die Inneneinrichtung des Autos sicher) beispielsweise während eines Einkaufs sollte geübt werden, sofern es das Wetter zulässt (niemals im Sommer bei Temperaturen jenseits der 25 °C-Marke, immer für Frischluft sorgen durch leicht geöffnete Fenster). Dazu gibt es Gitter für die Autofenster und einen Abstandhalter zur Kofferraumbelüftung.
Möchte man an einer Welpenspielgruppe teilnehmen, sollte man vorher den Hundeplatz und die Trainer genauestens unter die Lupe nehmen. Wir weisen darauf hin, dass nicht jeder Trainer auch automatisch ein guter ist. Wir sollten stets bedenken, dass wir dem Trainer, der die Spielgruppe gestaltet und überwacht, unseren Hund anvertrauen.
Leider sind viele Hundebesitzer nichtsahnend und machen erst einmal alles mit, was der Trainer sagt, was leider auch weit reichende Folgen haben könnte. Die Gesundheit und das Wohlergehen unserer kleinen Racker hängt von der Gestaltung einer solchen Spielgruppe ab. Der Trainer sollte also etwas von Welpen verstehen, vielleicht sogar schon einige selber groß gezogen haben.
So ist es unverzeihlich, wenn Hundebesitzer animiert werden, mit ihrem Welpen / Junghund schon Agility-Parcours zu laufen (auch bei niedrigen Hürden!!!). Auch das Führen über Steilwände, Wippen oder andere Hindernisse ist ein absolutes No-go! Gegen das Einbauen eines Tunnels ist vom gesundheitlichen Aspekt nichts einzuwenden, dennoch sollte jeder bedenken, dass er sich einen "tunnelgeilen" Hund heranzieht, wenn der Welpe stets Zugang zu einem hat. Das kann unter Umständen sehr lästig sein, sollte man später Ambitionen haben, mit Agility weiter zu machen. Im Übrigen wird nur an einem Agi-Training teilgenommen, wenn der Hund ausgewachsen, gesund und schlank ist - und am besten auf HD und ED geröntgt wurde. Ist mein Hund übergewichtig oder HD-/ED- vorbelastet, versteht es sich von selbst, ihn nicht kilometerweit durch einen Parcours zu scheuchen, da jedes Gramm Fett bzw. Dysplasien eine Überbelastung der Gelenke darstellt bzw. diese frühzeitig abnutzen können.
Leider musste wir schon oft feststellen, dass Welpen über steile A-Wände geführt oder in regulären Welpenspielstunden einfach die Wippe eingebaut wurde.
Ein richtig gut geleitete Welpengruppe erkennt man an den Erfahrungen des Trainers (besser: der Trainer!): Jemand, der Verletzungsquellen von Vornherein ausschließt und die Gruppe klein hält (mehr als 6 Welpen pro Trainer sind zu viel!) Jemand, der auf jeden Welpen individuell eingehen kann (der z.B. bei ängstlichen Hunden die Ursache sucht und den Angstauslöser bestenfalls durch positive Verknüpfungen ausmerzt, aber vor allen Dingen jemand, der solche Welpen nicht bedrängt). Jemand, der bodennahes Spielen zeigt, der dazwischen geht, wenn ein Welpe zu derb wird. Jemand, der verschiedene Reize einsetzt (z.B. verschiedene Untergründe, Folien - viele Welpen haben Angst vor dem Knistern, Riesen-Mikado, ...). Jemand, der nicht verlangt, dass ich meinen Welpen alleine stehen lasse, wenn er zu Beginn schüchtern ist und sich nicht gleich ins Getümmel stürzt. Jemand, der große Höhen vermeidet (Agility-Hindernisse wie A-Wände, Hürden, Wippe; Leitern), oder stets darauf achtet, dass ein Welpe, sollte es mal nötig sein, hoch / runter gehoben wird (z.B. üben viele Gruppen einen Tierarztbesuch - von auf den Tisch setzen bis hin zum Zähne zeigen und Abtasten bzw. in die Ohren schauen).
Im Übrigen hält uns Welpenbesitzer nichts davon ab, gewisse Übungen einfach nicht mitzumachen!
Und immer daran denken: lasst eure Welpen Welpen sein. Wenn man Ambitionen für den Hundesport hat, reicht es absolut damit anzufangen, wenn der Hund 1 Jahr und ausgewachsen ist. Vorher sollte die Halter-Hund-Beziehung und Grundkommandos wie “Komm”, “Sitz”, “Platz”, “Bleib”, “Nein” und “Warte” geübt und perfektioniert werden, denn darauf baut alles andere auf.
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